[13] Notenschlüssel – relative und absolute Tonhöhe

Zunächst lässt sich aus dem vertikalen Abstand der Noten zueinander ablesen, wie weit die Töne ihrer Höhe nach voneinander entfernt sind (relative Tonhöhe).

Erst die Notation eines Notenschlüssels am Beginn des Liniensystems legt fest, welche Töne die Noten symbolisieren (absolute Tonhöhe).

Zunächst verwendete man als Symbole Buchstaben (hauptsächlich c und f, später auch g), aus denen sich später die drei heute gebräuchlichen Arten von Notenschlüsseln entwickelt haben:

Abb. 13-1 F-Schlüssel – G-Schlüssel – C-Schlüssel

F-Schlüssel – G-Schlüssel – C-Schlüssel


Abb. 13-1 zeigt die heutige Druckform der Notenschlüssel. Die Vorläuferformen hatten ein Aussehen, das noch eher den entsprechenden Buchstaben glich (→ Abb. 13-2).

Abb. 13-2 Vorläuferformen der Notenschlüssel

Vorläuferformen der Notenschlüssel


Alle drei Schlüssel ordnen der Notenlinie, die sie umschließen, einen bestimmten Ton zu, und zwar so wie aus Abb. 13-3 ersichtlich.

Abb. 13-3 Zuordnung von Schlüsselnoten

Zuordnung von Schlüsselnoten


Wenn ein Ton (f, g oder c) festgelegt ist, ergeben sich die übrigen Tonhöhen entsprechend der Stammtonreihe.

Der G-Schlüssel kam erst im 17. Jahrhundert in Gebrauch.

Als „Schlüsselton“ der beiden älteren Schlüssel wurden C und F gewählt, weil sich unter diesen Tönen in der Stammtonreihe ein Halbtonschritt befindet, der auf diese Weise gekennzeichnet wurde.

Grundsätzlich kann jeder Schlüssel auf jeder der fünf Linien stehen. Gebräuchlich sind aber nur neun Anwendungsarten.

Ein Liniensystem kann durch Vorsetzen eines Notenschlüssels einen Ausschnitt von elf Stammtönen aus den 52 Stammtönen des musikalisch nutzbaren Tonraums aufnehmen.

Der Name des Schlüssels gibt an, welchen Stimmumfang das Liniensystem ungefähr umfasst. Der Grund für eine solche Fülle verschiedener Notenschlüssel liegt darin, dass man möglichst auf Hilfslinien verzichten wollte und einer Stimme den Schlüssel zuwies, der ihrem Tonumfang entsprach.

Abb. 13-4 die neun Notenschlüssel – der notierte Ton bei allen Schlüsseln ist c1

neun Notenschlüssel


Stichregel:

Notenschlüssel werden an den Anfang eines jeden Liniensystems gesetzt und in jeder neuen Zeile wiederholt.

Ausnahme: Für Instrumente, die nur einen Notenschlüssel benötigen, verzichtet man heute oft bei Stimmauszügen darauf (vor allem in der Popularmusik) den Schlüssel in jeder Zeile zu wiederholen. Er steht dann nur ganz zu Anfang am Beginn der ersten Zeile.

Am Beginn einer Zeile wird kein Taktstrich geschrieben

Die erste Zeile wird häufig um etwa vier Zwischenraum-Abstände eingezogen.

=> zum Inhalt

[14] Neue Schlüssel

Die beiden heute gebräuchlichsten Notenschlüssel werden Neue Schlüssel genannt. Es sind dies:

der Violinschlüssel, der für Instrumente und Singstimmen in der Diskantlage (Töne oberhalb von c1, nur wenige darunter) verwendet wird. Er ist ein G-Schlüssel und steht auf der 2. Linie.

Merkhilfe: Im Violinschlüssel heißen die Noten auf den Linien von unten nach oben: Es geht hurtig durch Fleiß; die Zwischenraumnoten, beginnend mit der Note unter der 1. Linie: Der Fritz aß Citronen-Eis gern.

der Bass-Schlüssel, der für Instrumente und Singstimmen in der Basslage (Töne unterhalb von c1, nur wenige darüber) verwendet wird. Er ist ein F-Schlüssel und steht auf der 4. Linie.

Der Violinschlüssel wird auch als oktavierender Violinschlüssel gebraucht, und zwar sowohl tief okatvierend als auch hoch oktavierend.

Beim tief oktavierenden Violinschlüssel werden die Töne eine Oktave höher aufgeschrieben als sie erklingen sollen (z.B. für Tenorstimme, Gitarre).

Meist – aber nicht immer – steht unter dem tief oktavierenden Violinschlüssel eine kleine „8“ (Neuer Tenorschlüssel).

Für Tenorstimmen gibt es außerdem eine Schreibweise, die den Violinschlüssel mit dem (alten) Tenorschlüssel kombiniert („italienischer“ Tenorschlüssel – vorwiegend in italienischen Partituren und Klavierauszügen).

Abb. 14-1 verschiedene mögliche Schlüssel für Tenor

verschiedene mögliche Schlüssel für Tenor


Beim hoch oktavierenden Violinschlüssel werden die Töne eine Oktave tiefer aufgeschrieben als sie erklingen sollen (z.B. für Sopranblockflöte, Glockenspiel). Eine „8“ über dem Violinschlüssel wird selten geschrieben.

Eine doppelte Hochoktavierung (etwa für Glockenspiel) erfordert eine „15“ über dem Violinschlüssel, wird jedoch selten notiert.

Abb. 14-2 hoch oktavierender Violinschlüssel (hier für Blockflöte)

hoch oktavierender Violinschlüssel


=> zum Inhalt

[15] Alte Schlüssel

Drei der C-Schlüssel werden Alte Schlüssel genannt:

Der Altschlüssel und steht auf der 3. Linie.

Er wurde früher für die Notation der Altstimme gebraucht. Heute notiert man ihn für die Viola (Bratsche).

Abb. 15-1 Altschlüssel – Notation für Viola (W. A. Mozart, Sinfonie g-Moll KV 550) Tonumfang im Vergleich zu Violin- und Bass-Schlüssel

Altschlüssel – Notation für Viola
Tonumfang im Vergleich zu Violin- und Bass-Schlüssel


Der Tenorschlüssel, weist dem Liniensystem den Tonumfang der Tenorstimme zu und steht auf der 4. Linie.

Heute wird der Tenorschlüssel hauptsächlich für die höheren Lagen des Violoncellos, des Fagotts und der Posaune verwendet.

Abb. 15-2 Tenorschlüssel – Notation für Fagott (Igor Strawinsky, Le Sacre du Printemps) Tonumfang im Vergleich zu Violin- und Bass-Schlüssel

Tenorschlüssel – Notation für Fagott
Tonumfang im Vergleich zu Violin- und Bass-Schlüssel


Der Sopranschlüssel steht auf der 1. Linie.

Er findet sich hauptsächlich in Chorpartituren für Sopranstimme. Bei der Notation von Klaviermusik war er der bevorzugte Schlüssel für das obere Liniensystem, bevor er vom Violinschlüssel abgelöst wurde

Sehr selten wurde auch ein G-Schlüssel auf der 3. Linie als Sopranschlüssel verwendet.

Abb. 15-3 Sopranschlüssel – Tonumfang im Vergleich zum Violinschlüssel

Sopranschlüssel – Tonumfang im Vergleich zum Violinschlüssel


Die Kenntnis der Alten Schlüssel ist für das Studium alter Chorpartituren erforderlich, da viele Ausgaben noch mit diesen Schlüsseln gedruckt sind.

Die Alten Schlüssel wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts für Chorpartituren verwendet.

=> zum Inhalt

[16] Seltene Schlüssel

Die übrigen Schlüssel werden Seltene Schlüssel genannt:

Der Französische Violinschlüssel ist ein G-Schlüssel und steht auf der 1. Linie.

Noch zu Zeiten Johann Sebastian Bachs schrieb man ihn für hohe Instrumente wie z.B. Blockflöten.

Der Mezzosopranschlüssel ist ein C-Schlüssel auf der zweiten Linie.

Der Baritonschlüssel kann als C-Schlüssel (auf der 5. Linie) oder als F-Schlüssel (auf der 3. Linie) geschrieben werden.

Der Subbass-Schlüssel ist ein F-Schlüssel und steht auf der 5. Linie.

Er wurde früher für besonders tiefe Stimmen gesetzt.

Abb. 16-1 Seltene Schlüssel – Tonumfänge im Vergleich zu Violin- und Bass-Schlüssel

Seltene Schlüssel


In Verbindung mit der relativen Tonbenennung wird bisweilen ein Grundtonschlüssel verwendet, der nicht nur auf allen Linien, sondern auch in Zwischenräumen stehen kann und den Grundton einer Tonart angibt.

=> zum Inhalt

[17] Schlüsselwechsel

In einem Liniensystem kann der zu Beginn vorgezeichnete Schlüssel (Hauptschlüssel) zum Anfang oder innerhalb eines Taktes durch einen anderen (Wechselschlüssel) ersetzt werden (Schlüsselwechsel).

Stichregel:

Der Wechselschlüssel wird kleiner als der Hauptschlüssel am Beginn des Liniensystems geschrieben. Ausnahme: der Perkussions-Schlüssel hat immer die gleiche Größe.

Erfolgt der Schlüsselwechsel am Beginn eines Taktes, wird der Wechselschlüssel vor den betreffenden Taktstrich gesetzt.

Bei Schlüsselwechsel am Anfang einer neuen Zeile, wird der Wechselschlüssel schon an das Ende der vorhergehenden Zeile nach dem letzten Taktstrich geschrieben (Aviso).

Abb. 17-1 Schlüsselwechsel

Schlüsselwechsel


Manche Instrumente benötigen, um ihren großen Tonumfang darstellen zu können bis zu drei verschiedene Schlüssel:

Fagott

Bass

Tenor

 

Violin (selten)

Bassklarinette

Bass (früher)

   

Violin

Horn

Bass

   

Violin

Posaune

Bass

Tenor

(früher auch Alt)

 

Viola

   

Alt

Violin

Violoncello

Bass

Tenor

 

Violin (meist oktavierend)

Kontrabass

Bass

Tenor

 

Violin (selten)

Als Besonderheit in der Klaviermusik findet man mitunter Violin- und Bass-Schlüssel gleichzeitig in einem Liniensystem.

Abb. 17-2 Violin- und Bass-Schlüssel in einem Liniensystem (Claude Debussy, La danse de Puck)

Violin- und Bass-Schlüssel in einem Liniensystem


=> zum Inhalt     => weiter

ES-Logo klein  © 2005 Everard Sigal

Valid HTML 4.01 Transitional